Interview mit Joël Mesot, Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ).
Interview mit Joël Mesot, Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ).
Ist die Kombination von Innovation und Unternehmensgründung nicht etwas verrückt?
Ein Unternehmen zu gründen erfordert in der Tat eine bestimmte Geisteshaltung: Man muss für seine Ideen kämpfen, eventuell auch Löhne bezahlen, eine Technologie entwickeln und potenzielle Käufer überzeugen können. Weil es also risikobehaftet ist, braucht es Menschen, die bereit sind, solche Risiken einzugehen.
Sind Studierende der Grundlagenforschung genug risikofreudig?
Diesen Abenteuergeist – etwas zu tun, was noch nie zuvor realisiert wurde – gibt es auch in der Forschung. So betreiben auch viele Forscher Extremsportarten. Unsere Aufgabe ist es, unsere Studierenden mit den notwendigen finanziellen Voraussetzungen, die für die Gründung eines Start-ups nötig sind, auszurüsten. An der ETH Zürich stellen wir ihnen solche Tools zur Verfügung.
Welche Herausforderungen zeichnen sich in den nächsten Jahren ab?
Nebst der Motivation der Studierenden legt man Wert auf den wesentlichen Faktor der Finanzierung der Start-ups. Selbst wenn die ersten Finanzierungsschritte problemlos gelingen, bleibt es schwierig, die nächste Stufe zu erreichen, d.h. sich eine Finanzierung in der Grössenordnung von 50 Millionen Franken oder mehr zu sichern. Solche Summen kommen oft aus dem Ausland, was das Risiko mit sich bringt, dass diese Unternehmen und Investitionen, die über Jahre in der Schweiz getätigt wurden, verlagert werden. Ich bin der Meinung, dass dieses Problem auf nationaler Ebene gelöst werden muss, zum Beispiel mit der Schaffung eines Fonds, mit welchem die notwendigen Investitionen freigegeben werden können.
Was sind die Stärken der Schweiz?
In der Schweiz nehmen die Investitionen in Start-ups stark zu. Im Jahr 2019 beliefen sich diese auf fast zwei Milliarden Schweizer Franken. Die Schweiz kann sich aber auch auf ihr starkes Bildungssystem verlassen, sowohl an Universitäten und Technischen Hochschulen als auch in der Berufslehre, unser Juwel.
Denken Sie als Freiburger, dass Ihr Heimatkanton besondere Vorteile im Bereich des Technologietransfers vorzuweisen hat?
Der Kanton Freiburg hat viele Stärken. Nebst den hervorragenden Bildungseinrichtungen, die sich alle in einem klar begrenzten Bereich der Stadt befinden, haben die Behörden in den letzten Jahren eine sehr innovative Politik betrieben, um Freiburg in bestimmten wachstumsstarken Segmenten wie der Lebensmittelindustrie oder dem Bauwesen zu positionieren. Auch die geografische Lage des Kantons inmitten anderer Wirtschaftszentren erhöht die Chancen, Unternehmen von ausserhalb anzuziehen.