BIOMASSE ALS ALTERNATIVE ZU ERDÖL
BLOOM BIORENEWABLES | 31.08.2020

Bildunterschrift : Der Rohstoff wird mit geheim gehaltenen Zutaten vermischt und während drei Stunden auf 80 Grad erhitzt

Ob synthetische Fasern, Kunststoffe, Kosmetika oder Lebensmittelzusätze: Produkte, die aus dem in Verruf geratenen Erdöl gewonnen werden, sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Trotz der wachsenden weltweiten Nachfrage ist es der Chemieindustrie bisher nicht gelungen, mit einer nachhaltigen Alternative aufzuwarten… bis heute. Das Start-up Bloom Biorenewables hat es mit einem inzwischen patentierten Verfahren geschafft, die drei Bestandteile der Biomasse (Holz und landwirtschaftliche Abfälle) zu trennen. Einer der Hauptbestandteile neben der Zellulose, das Lignin, wird in seiner nativen Form extrahiert und zur Herstellung von Molekülen verwendet, die die künstlichen Polymere vorteilhaft ersetzen. Eine kleine Revolution!

«Es sind zahlreiche Anwendungen möglich, aber wir visieren vorläufig Märkte mit kleinen Volumen und hoher Wertschöpfung an. Bei der Herstellung von Aromen stammt beispielsweise nur 1% des weltweit produzierten Vanillins von der Pflanze. Der Rest wird durch verschiedene chemische Synthesen gewonnen, hauptsächlich aus Guajakol, einem Erdölderivat. Unsere umweltfreundliche und visionäre Lösung weckt bereits das Interesse grosser Lebensmittelkonzerne», erklärt Remy Buser, CEO und Mitgründer des jungen Unternehmens.

Die Sterne stehen günstig

Das aus einer Arbeitsgruppe der EPFL entstandene Unternehmen Bloom Biorenewables ist ein echtes Produkt des Technologietransfers. Das im Marly Innovation Center (MIC) angesiedelte Start-up arbeitet im Rahmen eines Innosuisse-Projekts, das mit 800’000 Franken dotiert ist, eng mit den Freiburger Hochschulen zusammen. «Dank der Ausrüstung und den Kompetenzen des Instituts ChemTech der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg (HTA-FR) werden wir bis 2021 unsere Proof-of-Concept-Phase abschliessen und unsere chemische Rezeptur definitiv validieren können. Dies ist eine Unterstützung von unschätzbarem Wert, dank der wir in dieser ersten Entwicklungsphase viel Geld sparen können», sagt der CEO.

Innerhalb von zwei Jahren hat das Start-up mehrere prestigeträchtige Preise gewonnen – u.a. von den Stiftungen W. A. de Vigier und Venture Kick – und 2,5 Millionen Schweizer Franken Kapital beschafft. Remy Buser meint: «Die Sterne stehen günstig und wir wollen bis 2023 eine eigene Pilotanlage eröffnen. Diese wäre in der Lage, 10’000 Tonnen Biomasse pro Jahr zu verarbeiten. Der Standort des MIC mit seinen technischen Anlagen, seinem Bauland und seinem innovativen Umfeld scheint uns dafür besonders geeignet.»