«Der Mensch steht bei unseren Forschungsarbeiten im Vordergrund. Wir entwerfen Lebensräume, die ihren Nutzerinnen und Nutzern Komfort, Wohlbefinden und Gesundheit bieten», erklärt Martin Gonzenbach, operativer Direktor des Smart Living Lab. Dazu werden Aspekte wie Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Qualität der Innenraumluft oder architektonische Gestaltung untersucht. Die ideale Lösung ist eine Mischung aus High- und Low-Tech. «Für einen angenehmen Lebensraum braucht es nicht unbedingt eine Vollautomatisierung. Damit sich die Bewohnerinnen und Bewohner in einem Gebäude wohl fühlen, müssen sie die Einstellungen der verschiedenen Automatisierungssysteme selber vornehmen können. Dieser psychologische Aspekt ist sehr wichtig.»
Ein weiteres Ziel der Forschenden dieses Reallabors ist es, das Potenzial der Digitalisierung zu nutzen, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern und deren CO2-Bilanz erheblich zu reduzieren. Das Smart Living Lab gibt die Erkenntnisse aus ihrer Grundlagen- und Anwendungsforschung an Freiburger Unternehmen weiter. «Wir arbeiten mit zahlreichen lokalen Firmen zusammen. Sie sagen uns, was sie brauchen und können unsere Lösungen direkt vor Ort testen», sagt Martin Gonzenbach.
Konkrete Anwendungen
Ein aktuelles Beispiel ist das Projekt „Build-Unbuild-Repeat“, das vom Structural Xploration Lab des Smart Living Lab unter der Leitung des Assistenzprofessors Corentin Fivet (EPFL) durchgeführt wurde. «Um eine Lösung zur Verringerung der Abfallmenge zu finden, begannen wir mit der Entwicklung von extrem robusten Trägerstrukturen, die mindestens 200 Jahre lang wiederverwendet werden können und praktisch keine Unterhaltskosten verursachen. Nachdem wir eine Lösung gefunden hatten, die in der Theorie funktionierte, machten wir uns daran, diese in eine praktikable Lösung umzuwandeln, die den Bedürfnissen der Bauindustrie gerecht wird.» Hier kam das Institut für Bau- und Umwelttechnologien (iTEC) der HTA-FR ins Spiel. Prof. Dario Redaelli vom iTEC erklärt: «Die vom Forschungsteam entwickelten Konzepte können in unseren praxis- und anwendungsorientierten Ateliers getestet werden.».
Um den Technologietransfer weiter voranzutreiben, wurde dann nach einem privaten Partner gesucht. Mit seinen fundierten Kenntnissen in der konkreten Umsetzung derartiger Projekte und mit Fachkompetenzen, die im Atelier nicht vorhanden waren, besass JPF-Ducret das ideale Profil. Dank des Feedbacks der Baufirma konnte das Team seine Lösung patentieren lassen. Obschon es bisher nichts Vergleichbares auf dem Markt gibt, arbeiten die Forschenden weiter an der Verbesserung ihres Systems.
Im Smart Living Lab wird eine Reihe ähnlicher Projekte entwickelt. Eine wahre Erfolgsgeschichte ist beispielsweise das Start-up ENOKI, das aus einem anderen internationalen Erfolg des Smart Living Lab hervorgegangen ist. 2017 hat das Swiss Team – rund fünfzig Studierende der EPFL, der HTA-FR, der HEAD in Genf und der UniFR – mit dem Projekt Neighbor Hub am prestigeträchtigen internationalen Wettbewerb für nachhaltiges Bauen US Solar Decathlon den ersten Platz belegt. Die Jury war begeistert vom Konzept des 200 m2 grossen Gebäudes, das sowohl als Wohnraum, Hub für das Quartier und als Demonstrationsanlage dient und ausschliesslich mit Solarenergie betreiben wird. Heute steht das Neighbor Hub auf dem Gelände von blueFACTORY.