Valeria Mozzetti Rohrseitz und Sebastian Dobarco auf dem Campus Pérolles 2 der Universität Freiburg.
Valeria Mozzetti Rohrseitz und Sebastian Dobarco auf dem Campus Pérolles 2 der Universität Freiburg.
An der Universität Freiburg stützt sich der Übergang von der Forschung zum Markt auf die Dienststelle für Wissens- und Technologietransfer (KTT). Dr. Valeria Mozzetti Rohrseitz, Leiterin dieser Einheit, und Dr. Sebastian Dobarco, wissenschaftlicher Mitarbeiter, gehören zum Team, das Forschende in allen wichtigen Schritten begleitet: Schutz des geistigen Eigentums, Finanzierung, Gründung des Start-ups oder Zusammenarbeit mit der Industrie. In den Life Sciences ebenso wie in anderen Bereichen besteht ihre Aufgabe darin, konkreten Lösungen aus dem akademischen Potenzial zum Durchbruch zu verhelfen.
Welche Rolle spielen die Life Sciences im Technologietransfer an der Universität Freiburg?
Valeria Mozzetti Rohrseitz: Rund die Hälfte der Projekte, die wir im Technologietransfer begleiten, betrifft die Life Sciences. Das umfasst sehr unterschiedliche Bereiche – von der Biotechnologie über Medtech bis hin zu Biomaterialien. Aktuell betreuen wir rund 30 aktive Patente, von denen ein grosser Teil direkt mit diesem Sektor verbunden ist. Es handelt sich um ein besonders fruchtbares Feld, in dem die universitäre Forschung zu konkreten und gesellschaftlich relevanten Anwendungen führen kann.
Welche freiburgischen Innovationen zeigen dieses Potenzial besonders gut?
Sebastian Dobarco: Wir haben beispielsweise Patente zur Bakterienerkennung, zu fluoreszierenden Zellmarkern oder zu Diagnosetechnologien. Eine Forscherin entwickelt derzeit ein neuartiges Mikroskop, und wir begleiten sie in den ersten Schritten zur Gründung ihres Start-ups. Solche Beispiele zeigen, wie direkt Life Sciences zwischen Grundlagenforschung und greifbarer Wirkung vermitteln.
Welche konkreten Unterstützungen erhalten Forschende, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchten?
VMR: Die Universität hat mehrere Förderinstrumente eingeführt, wie den „Proof of Concept Grant“ oder das neue „Startup Grant“. Diese schliessen eine Lücke zwischen akademischer Forschung und nationalen Programmen wie BRIDGE oder Innosuisse. Sie ermöglichen es, eine Technologie zu testen und einen Prototyp zu entwickeln.
Wie sichern Sie das geistige Eigentum?
VMR: Wir setzen sehr früh an, denn ein Patent muss der Veröffentlichung vorausgehen – was eine echte Herausforderung darstellt. Die Universität übernimmt die Kosten für die Patentanmeldung und vergibt exklusive Lizenzen an Start-ups. Wir haben auch die Prozesse zur Übertragung geistigen Eigentums standardisiert, um mehr Transparenz und Klarheit für die Forschenden zu schaffen. Das erleichtert den Übergang von der Wissenschaft zur Innovation.
Wie sehen Kooperationen zwischen der Universität und Freiburger Unternehmen konkret aus?
SD: Es gibt verschiedene Modelle – von Beratungsleistungen über mitfinanzierte Projekte bis zu Partnerschaften mit Innosuisse. Wir verstehen uns als Vermittler: Ein Unternehmen nimmt Kontakt mit uns auf, wir analysieren den Bedarf und bringen es mit einer Expertin oder einem Experten der Universität zusammen. Solche Kontakte führen mitunter zu langfristigen, erfolgreichen Kooperationen.
Freiburg setzt stark auf Interdisziplinarität. Ist das ein Vorteil für Innovation?
VMR: Ja, auf jeden Fall. Der Kanton vereint viele Kompetenzzentren in unmittelbarer Nähe: das Adolphe Merkle Institute (AMI), das Food Research and Innovation Center (FRIC), die Hochschule für Technik und Architektur (HTA-FR) usw. Diese geografische und geistige Nähe begünstigt fachübergreifende Projekte. Wir ermutigen unsere Forschenden, dieses teils unterschätzte Ökosystem zu nutzen, um ihre Ideen zu verwirklichen.