Doch was wäre, wenn diese enormen Abfallmengen zu biobasierten Kunststoffen recycelt werden könnten? Die Forschenden des PICC haben sich gemeinsam mit dem Institut ChemTech der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg (HTA-FR), der Berner Fachhochschule (BFH) sowie den Unternehmen Micarna, Centravo, Alma Packaging und Maillefer dieser ehrgeizigen Herausforderung gestellt. Das vielversprechende Projekt namens Kera wird von der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstützt.
Ein exportfähiges Modell
«Hühnerfedern haben einen hohen Gehalt an Keratin», erklärt Rudy Koopmans. Durch die Extraktion dieses Proteins ist es den Freiburger Forschenden bereits gelungen, in kleinem Massstab Gegenstände aus Plastik herzustellen. Mittelfristig hoffen sie, der Lebensmittelindustrie Spritzgussteile und Kunststofffolien für Verpackungsanwendungen anbieten zu können. «Dabei handelt es sich um Produkte, die zugleich erneuerbar, kompostierbar und ungiftig sind. Zudem würde eine lokale Bioökonomiekette entstehen, da die Geflügelproduzenten und -verarbeiter ihre Abfälle zur Verbrennung nicht mehr exportieren müssten.»
In einigen Industriesektoren, vor allem in der Chemieindustrie, kommt diese Vorgehensweise schon lange zum Einsatz, «im Agrarsektor ist sie jedoch ein Novum», meint der Direktor des PICC. Längerfristig könnte das Modell Kera nicht nur ins Ausland, sondern auch in andere Wirtschaftsbereiche übertragen werden. Aber dazu ist es unerlässlich, «den Bedürfnissen und Sensibilitäten aller Beteiligten Rechnung zu tragen, insbesondere den Endkundinnen und -kunden». Derzeit führt die BFH eine soziologische Studie durch, um zu ermitteln, inwieweit die Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, Verpackungen aus Hühnerfedern zu akzeptieren